Wie könnte das Leben in der Mischek-Wohnhausanlage „HOCHH(IN)AUS“ im 10. Bezirk aussehen, wenn das Gebäude im Jänner 2020 fertiggestellt wird? Welche Geschichten könnten sich an der Adresse Zelda-Kaplan-Weg 6 abspielen?
In der Reihe „Zukunftsmusik“ lassen wir unsere Fantasie spielen und stellen fiktive BewohnerInnen vor, um unsere Vision über geplante Bauvorhaben zu verdeutlichen.
Es ist ein frühlingshaft warmer Apriltag. Barbara sitzt auf dem Balkon und genießt bei wunderbarem Ausblick über das Erholungsgebiet Wienerberg ihren Morgenkaffee – als es plötzlich an der Wohnungstür klopft. Die 30-jährige ist einigermaßen verwundert, denn um diese Zeit bekommt sie eigentlich nie Besuch. Ihr Freund Werner ist in der Arbeit und die Kinder, die ab und zu spaßeshalber anklopfen und wegrennen, sollten eigentlich in der Schule sein.
Als Barbara öffnet, ist tatsächlich weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Dafür liegt auf der Fußmatte ein kleiner Zettel mit einer durchaus eigenartigen Botschaft. „Der Schatz ist in der Sandkiste vergraben“, steht da. Barbara schmunzelt. Sie hat eine starke Vermutung, wer hinter dieser Botschaft stecken könnte, nämlich ihre Freundin Ilse. Ilse liebt es, ihren Freundinnen aus heiterem Himmel Geschenke zu machen – und ebenso sehr liebt sie Schnitzeljagden. „Also gut“, denkt Barbara, „gehen wir auf Schatzsuche“. Sie wirft sich die Jacke über.
Als Barbara aus der Haustüre tritt und auf den Spielplatz direkt vor dem Haus zusteuert, winkt ihr Herr Schmoll zu, der auf seinem Balkon im zweiten Stock die Zeitung liest. „Morgen, Frau Harrer! Suchen Sie Ihren Freund? Grade war er noch da.“ – „Werner?“, entgegnet Barbara, „Das kann nicht sein. Er ist arbeiten, sie wissen schon, drüben in der Wienerberg City.“ „Ach so, dann habe ich ihn wahrscheinlich verwechselt“, entgegnet Herr Schmoll. „In meinem Alter kann das schon mal passieren“, schmunzelt er, bevor er wieder hinter seiner Zeitung verschwindet.
In der Sandkiste prangt ein riesiges X, das jemand mit den Fingern gezeichnet haben muss. Barbara fühlt sich wie eine Piratin, während sie den „Schatz“ ausgräbt. Wie – in Anbetracht von Ilses Leidenschaft für Schnitzeljagden – nicht anders zu erwarten, ist die Beute ein weiterer Zettel: „Viktor Waller weiß weiter!“ steht darauf.
Herr Waller wohnt im dritten Stock. Als Barbara anläutet, ist er gerade dabei, seine Golfschläger zu pflegen. Ja, eigentlich ist es verwunderlich, ihn zuhause anzutreffen, denkt Barbara, denn gemeinhin geht er am Golfplatz, der gleich jenseits der Triester Straße liegt, seiner Leidenschaft nach. „Ah, gut, dass Sie da sind“ meint er, als er Barbara erblickt. „Ich habe hier etwas für sie!“ Viktor Waller reicht Barbara einen Briefumschlag.
„Komm zu unserer Lieblingsbank!“ lautet die neue Order in Ilses Schnitzeljagd. Gemeint ist wohl jenes lauschige Plätzchen am Wienerbergteich, wo die Freundinnen sich unzählige Male zum Plaudern getroffen haben. Barbara beschließt, das Fahrrad zu nehmen, denn obwohl es von der grünen Biotope City zu dem kleinen See nicht weit ist, ist sie zu gespannt, wie das Abenteuer weitergeht.
Als Barbara bei besagter Bank ankommt, staunt sie nicht schlecht darüber, direkt ihre Freundin Ilse anzutreffen, die gerade ein Buch liest. „Was machst du denn hier?“, fragt Ilse überrascht. „Sehr witzig“, entgegnet Barbara, „du hast mich ja selbst hierher geführt mit deiner Schnitzeljagd“. „Äh, nein, sorry, ich habe keine Ahnung wovon du redest“, sagt Ilse. „Ich weiß nicht, welche Schnitzel du gerade jagst, aber meine sind es diesmal nicht“, fügt sie lachend hinzu.
Barbara kennt Ilse gut genug, um zu erkennen, dass sie die Wahrheit sagt. Und obendrein stellt sich soeben die nächste Botschaft ein: Quer über den Wienerbergteich nähert sich ein ferngesteuertes Schiffchen, das ein wasserfest verpacktes Zettelchen transportiert. Nachdem Ilse und Barbara das Transportgut geborgen hatten, lesen sie: „Komm nach Hause, Barbara!“
Ziemlich gespannt radelt Barbara zurück zu ihrer Wohnung. Wer ist nun der Drahtzieher der kleinen Schnitzeljagd, wenn es Ilse nicht gewesen ist? Als Barbara kurz darauf ihre Wohnungstür öffnet, bleibt ihr für einen Moment der Atem weg. Die ganze Wohnung ist feierlich dekoriert – und inmitten des Pomps kniet Werner und streckt ihr ein Schächtelchen mit einem Ring entgegen. Barbara muss nicht lange überlegen, bevor sie Werners unausgesprochene Frage mit „ja!“ beantwortet und ihn lange und leidenschaftlich küsst.